Vor vielen, vielen Jahren lebte einst ein König, der mit Stolz über sein großes Reich regierte. Einer seiner Diener war ein Philosoph, ein anerkannter Weiser. Ihm galt das ganze Vertrauen des Königs. Er zog ihn immer und überall zu Rate, bei Regierungsfragen genauso wie bei Problemen aller Art.
Nur eine Eigenheit machte ihn wunderlich. Zu allen Lebenslagen, ob gut oder weniger gut, äußerte er sich voller Überzeugung mit den Worten: „Es ist gut so wie es ist, denn sonst wäre es nicht!"
Der Philosoph war auch der einzige Vertraute, der des Königs Gesicht mit einem Messer rasieren durfte. Doch eines Tages rutschte der Diener versehentlich aus und verletzte den König mit einem tiefen Schnitt an der Wange. Der König schrie auf, seine Wunde blutete stark. Doch anstelle sich vor dem König niederzuwerfen und ihn um Vergebung zu bitten, reagierte der Diener ruhig und besonnen: „Es ist gut so wie es ist, denn sonst wäre es nicht!“ Der König erzürnte, rief nach den Palastwachen und ließ seinen Bediensteten in den tiefsten Kerker werfen.
Wochen vergingen und der König hatte seinen Diener schon längst vergessen, als er eines schönen Tages auf die Jagd ging. Im Zuge des eifrigen Geschehens geriet der König ungewollt über die grüne Grenze ins Nachbarkönigreich und wurde sogleich von den feindlichen Soldaten festgenommen. Stolz und erfreut darüber, wollte der Herrscher den gefangenen König seinen Göttern opfern.
Da wies einer der Untergebenen den Herrscher darauf hin, dass der gefangene König an der Wange eine tiefe Wunde aufweise. Niemals dürfe er den Göttern einen Verletzten opfern, sie wären ihm und seinem Reich nicht mehr länger wohlgesonnen. Dem stimmte der Herrscher zu und schickte den gefangenen König nach Hause.
Demütig erinnerte sich der König an seinen ehemals vertrauten Diener im Verließ und er erkannte seine Weisheit. Zurück Zuhause ließ er ihn sofort befreien und bat ihn zutiefst beschämt um Vergebung. Doch unbekümmert erwiderte dieser: „Es ist gut so wie es ist, denn sonst wäre es nicht!"
Ungläubig und erstaunt fragte der König: „Was daran sollte gut sein? Ich habe deine Weisheit nicht erkannt und dich zu Unrecht bestraft!" Überlegt sprach der Diener weiter: „Siehe, oh mein Gebieter! Hättest du mich nicht in den Kerker geworfen, hätte ich dich als dein Vertrauter bestimmt auf die Jagd begleitet. Und da ich keine Schramme aufwies, hätten sie mich an deiner Stelle den Göttern geopfert! Es ist gut so wie es ist, denn sonst wäre es nicht!"